Wochenbuch (XXXVI): Was ist uns die Landwirtschaft wert...?

 

Grüezi mitenand

 

In diesem Sommer fuhr ich quer durch die Slowakei, um als Trauzeuge an einer Hochzeit zu sein. Wir bekamen eine schöne Landschaft zu sehen: Hügel, Wälder und dazwischen unendlich grosse Felder mit Mais und Sonnenblumen. Irgendwann fiel mir etwas auf. Oder ich muss sagen: mir fiel auf, dass es etwas fehlte. Wir sahen kaum ein Dorf und kaum einen Bauernhof. Die Slowakei ist ein Beispiel eines Landes mit industrieller Agrarproduktion.

 

Die Schweiz ist anders: Wir haben kleinstrukturierte Familienbetriebe. Unsere Vieh- und Milchwirtschaft prägen die Landschaft und die Kultur: Von den Alpen bis zur Volksmusik. Dazu kommen Zusatzleistungen, die wir in der Verfassung von den Bauern verlangen: Nachhaltige Produktion, Landschaftspflege, dezentrale Besiedlung, Versorgungssicherheit. Das ist nicht gratis zu haben. Dafür bekommen wir gesunde regionale Lebensmittel und dürfen uns an einer einmaligen Naturkulisse erfreuen.

 

In der Herbstsession wurde im Nationalrat über die Agrarpolitik der Jahre 2014/17 beraten. Leider wurde erfolgreich ein Keil zwischen die Bauern getrieben. Man hat die Bio-Bauern gegen alle anderen ausgespielt – obwohl in der Schweiz jeder Hof den Ökologischen Leistungsnachweis (ÖLN) erbringen muss, wenn er überhaupt Direktzahlungen bekommen will. Genauso erfolgreich hat man die Berg- gegen die Talbetriebe ausgespielt und die Landesregionen untereinander.

 

Nidwalden hat kleinstrukturierte Familienbetriebe. Wir haben Grasland. Hier hat sich über Generationen eine Vieh- und Milchwirtschaft herausgebildet. Wenn im Herbst die Älpler zurückkehren, dann waren sie mit Kühen und Rindern in den Bergen – und nicht mit Geranientöpfen…

 

Leider hat der Nationalrat die Tierbeiträge abgeschafft, obschon der Schweizerische Bauernverband einen Kompromiss aus Flächenbeiträgen und Mindest-Tierbesatz vorgelegt hat. Nidwalden wird verlieren. Und die Landwirtschaft insgesamt, wenn sie sich weiter auseinanderdividieren lässt.

 

Mit besten Grüssen (und bis bald)

Peter Keller