Wochenbuch (57): Achtung, fertig, Pizza! ... der wahre Lebensmittelskandal

Alp Stavons (GR): gesunde Landwirtschaft
Alp Stavons (GR): gesunde Landwirtschaft

 

Grüezi mitenand

 

Worin liegt eigentlich der grössere Lebensmittelskandal? Dass Pferdefleisch unter Rindfleischprodukte gemischt wurde? Oder dass in deutschen Supermärkten eine Fertig-Lasagne für 1.49 Euro zu kaufen ist?

 

Wenn es um Lebensmittel und die Landwirtschaft geht, ist leider viel Verlogenheit im Spiel. Man ruft nach mehr Bio – und kauft möglichst günstige Fertigprodukte im Kühlregal. Auf allen Fernsehkanälen wird gerüstet, gedünstet, geköchelt – und zu Hause heisst das Motto: Achtung, fertig, Pizza! Rein in die Mikro, raus auf den Tisch. Nicht selten liegt auf solchen Pizzen kein Mozzarella, sondern „Analog-Käse“: ein künstliches Gemisch aus Fett, Eiweisspulver und Wasser.

 

Was zählt, ist der Preis. Billig, billiger, Geiz ist geil. Noch nie haben Lebensmittel so wenig gekostet wie heute. 1945 musste ein Schweizer Haushalt 35 Prozent seines Budgets fürs Essen reservieren. Heute sind es weniger als 7 Prozent. Trotzdem klagen Konsumentenschutzverbände im Chor mit ein paar Hoteliers über die zu hohen Preise. Nur: Man kann nicht Top-Qualität und höchste ökologische Standards zu Tiefstpreisen bekommen.

 

Obwohl jetzt am Rande ein paar Grossverteiler und Nestlé mit dem Pferdefleischschwindel in Berührung kamen (meist wegen deutscher Lieferanten): Die Schweiz isst gesund. Kein Gammelfleisch im Kebab, auch der tödliche Ehec-Erreger blieb im Frühsommer 2011 aussen vor. Das ist kein Zufall. Wir haben eine kleinteilige Landwirtschaft. Familienbetriebe sorgen für eine regionale Versorgung – und sie tun es mit Verantwortung gegenüber ihren Tieren und der Natur.

 

Leider haben SP, Grüne und die Economiesuisse-Parteien FDP und Grünliberale die Schweizer Agrar-Politik eben umdefiniert. Und wieder ist eine Achse der Verlogenheit am Wirken. Die Linken wollen mehr Ökologie und fahren damit die produzierende Landwirtschaft zurück – was wiederum ganz im Sinne gewisser Parteien ist: Sie wollen mehr und vor allem günstigere Lebensmittel importieren. Zum Beispiel Lasagne mit Pferdestärken… Die Frage ist nur: Wollen wir wirklich diese Agrar-Industrie? Oder setzen wir lieber auf eine gesunde Landwirtschaft mit Familienbetrieben?

 

Mit besten Grüssen (und bis bald)

Peter Keller