Wochenbuch (106): Unterwegs mit der Nagra - mein Besuch im jurassischen Felslabor für Atomabfälle

Probebohrung im Felslabor: Markus Fritschi (Nagra), Peter Keller, Armin Murer (Nagra), Paul Bossart (Geologe und Projektleiter Swisstopo)
Probebohrung im Felslabor: Markus Fritschi (Nagra), Peter Keller, Armin Murer (Nagra), Paul Bossart (Geologe und Projektleiter Swisstopo)

 

Grüezi mitenand

 

Am äussersten Zipfel der Schweiz verbindet der Autobahntunnel Mont Terri die beiden Ortschaften Pruntrut und Courgenay im Jura. Dabei wurde festgestellt, dass sich in diesem Berg eine dicke Schicht Opalinus-Ton befindet. Dieses Gestein weist wichtige Eigenschaften aus: Es ist seit Millionen von Jahren faktisch wasserundurchlässig und es kann gefährliche Schadstoffe binden.

 

Seit einigen Jahren untersucht das Bundesamt für Landestopographie (Swisstopo) zusammen mit der Nagra die Beschaffenheit des Opalinus. Dazu wurde im Sicherheitsstollen des Autobahntunnels ein Felslabor eingerichtet. Das Forschungsprogramm ist sehr international ausgerichtet: Beteiligt sind unter anderen Deutschland, Frankreich, Japan, die USA und skandinavische Länder.

 

Ich konnte letzte Woche das Probjekt besuchen und mit Direktor Paul Bossart eine Führung absolvieren. Mein Eindruck: Hier sind kompetente Leute am Werk. Es sind Wissenschaftler, keine Politiker - und sie suchen nach der bestmöglichen Lösung für die Lagerung von Atomabfällen.

 

Damit kein Missverständnis aufkommt: Der Mont Terri ist nicht vorgesehen als möglicher Standort. Nur lassen sich dort besonders gut geologische Untersuchungen vornehmen. Was die Nidwaldner Bevölkerung interessiert: Im Wellenberg befindet sich kein Opalinus-Ton, sondern Mergel. Der Besuch im Felslabor hat meinen Eindruck bestätigt, unser Kanton wird wahrscheinlich bald als möglicher Tiefenlager-Standort wegfallen.

 

Ich bin absolut der Meinung, dass diese Wissenschaftler unabhängig ihre Forschungen durchführen sollen. Ich bleibe aber dabei: Es gibt eine politische Dimension. Wer gute Arbeit leistet, kann die Bevölkerung auch an der Urne überzeugen. Die demokratische Mitsprache muss gewährleistet werden - nicht nur in Nidwalden, sondern an jedem möglichen Standort.

 

Mein WochenMINUS: Dass die Schweiz immer noch an diesem dämlichen Eurovision Song Contest (ESC) mitmacht. Und dafür müssen wir TV-Gebühren zahlen???

Mein WochenPLUS: Die Zentralschweiz bewirbt sich für eine "Aussenstelle" des schweizerischen Innovationsparks. Offenbar hat sich das Nachstochern von Nationalratskollege Felix Müri und mir gelohnt (siehe auch unter "Aktuell" Medienberichte).

 

Mit besten Grüssen (und bis bald)

Peter Keller