Wochenbuch (118): Über Krawatten und Kopftücher...

Die SVP-Delegation beim offiziellen Empfang
Die SVP-Delegation beim offiziellen Empfang

Grüezi mitenand

 
Die private Reise einer Gruppe von SVP-Politikern gibt zu reden. Das mediale Echo ist beachtlich, weil es Bilder gibt und offensichtlich auch eine spezielle Kleiderregelung im Iran: Frauen haben mindestens ein Kopftuch zu tragen, die Männer dürfen dafür auf Krawatten verzichten. Irgendwie unfair, dieser Islam. Nun sitzen sie also da, meine Fraktionskollegen, schön aufgereiht und ohne Schlips. Denn laut iranischen Sittenwächtern stehe dieser stellvertretend für die westliche Kultur und Dekadenz. Nur die Krawatte? Und der Anzug nicht? Und was ist mit TV, Twitter und Telefon? Kühlschrank, Auto und dem Lautsprecher für den Muezzin? Alles westliche Erfindungen. Irgendwie inkonsequent, dieser Islam. Wenn schon anti-westlich, dann richtig. Also wieder ab in die Lehmhütte und Koranstudium bei Kerzenlicht.
 
Wie es scheint, haben Giacobbo/Müller das Reiseprogramm inklusive Medienarbeit mitbetreut. 2008 wurde Bundesrätin Calmy-Rey von der SVP für ihren Iranbesuch und den weissen Schleier mit Spott und Kritik überzogen. Jetzt kommt, wenig überraschend, die doppelte Ladung zurück. Ein Blick-Journalist beschimpft die Delegation als "naive Feiglinge", weil sie ohne Krawatte zum Empfang erschien. Nationalrat Luzi Stamm wehrt sich gegen den Heuchler-Vorwurf nach dem bewährten Prinzip "Ich nicht. Die anderen auch." Heuchlerisch seien die Amis, die von der Staatengemeinschaft Wirtschaftssanktionen einforderten, selber aber Cola und Computer in den Iran lieferten.
 
Fazit? Die Reise war sicher nicht der Weisheit letzter Schluss. Aber das Medientheater zeigt uns, dass die Schweiz nicht gerade an wichtigen Problemen leidet.

Mein WochenPLUS: am Samstagmorgen verpackten wir den druckfrischen Festführer für das kantonale Schwingfest. Noch knapp zwei Wochen, dann messen sich die Bösen in Hergiswil (11. Mai). Mein WochenMINUS: Bald steht wieder der Eurovision Song Contest vor der Türe. Die Schweiz macht mit. Etwa ähnlich erfolglos wie beim Tatort. Und das soll "Service Public" sein? Dafür müssen wir Zwangsgebühren zahlen und bald auch jeder Betrieb...? Sicher nid.
 
Mit besten Grüssen (und bis bald)
Peter Keller