Wochenbuch (247): Wehrhaft bleiben...

 

Grüezi mitenand

 

Immer am "Mittwoch vor Martini" findet das Rütli-Schiessen statt - in Erinnerung an das überlieferte Datum des Rütlischwurs. Dieses Jahr durfte ich die Festrede halten. Ich war beeindruckt vom Anlass: Über 2000 Menschen besuchten das Rütlischiessen - und niemand lässt sich abhalten vom garstigen Wetter.

 

Das Rütli steht für die Wehrhaftigkeit der Schweiz. Leider sind wir zu ängstlich geworden. Man getraut sich nicht mehr, die Dinge beim Namen zu nennen. Man fürchtet sich vor der Macht der Menschen in der Gestalt von Richtern, Medien, Politikern und anderen Eliten.

Man fürchtet sich vor einer falsch verstandenen politischen Korrektheit.

 

Wehrhaftigkeit ist das Gegenteil von Ängstlichkeit. Und auch die Wahrhaftigkeit ist das Gegenteil von Ängstlichkeit. Wenn wir Parlamentarier schwören oder geloben, «die Verfassung und die Gesetze» zu beachten, dann heisst das in der Schweiz vor allem, dass wir den Volkswillen achten – auch wenn er uns nicht passt. Das kommt immer wieder vor. Mal gehört man zur Mehrheit, mal zur Minderheit, so ist das in der Demokratie.

 

Ich stelle aber mit grosser Sorge fest, dass wir Gerichte haben, die unseren Volkswillen missachten, dass wir Politiker haben, die ängstlich nach Brüssel oder anderswo hinschielen, statt unsere direkte Demokratie zu respektieren. Das ist nicht der Geist des Rütlis. Wehrhaftigkeit und Wahrhaftigkeit – auf diesem Fundament ist die freie Schweiz gebaut. Vertrauen wir diesem Geist des Rütlis.

 

Mit besten Grüssen (und bis bald)

Peter Keller